I NEED TO LAY

Einige Sekunden, nachdem die PerformerInnen sich niedergelegt hatten.

I NEED TO LAY war eine intervenierende Performance einer Gruppe von KünstlerInnen in Reaktion auf eine Performance der Künstlerin Jen Ray.

 

Aufgrund des Verständnisses einer Performance als ungeklärte Situation zwischen RezipientInnen und PerformerInnen, innerhalb der die Grenzen verschwimmen können und sollen, haben sich aufgrund der Ankündigung eine Gruppe von KünstlerInnen dazu entschlossen eine korrespondierende Performance zu entwickeln.

 

Jen Ray inszeniert sich als feministische Künstlerin, jedoch hatte sie im Vorfeld explizit nach weiblichen PerformerInnen mit High Heels und Leggins gesucht. Nicht über die Performance und ihre intendierte Wirkung wurden Performerinnen angefragt, sondern über diese formalen Kriterien.

 

Unentgeltlich engagierte Performerinnen erzählten von den Proben, dass sie nicht weiter aufgeklärt wurden. Am Tag der Performance wurden sie stark geschminkt und gestylt.

 

Aufgrund des Eindrucks, dass der quasi-konventionelle Rahmen des Kunstvereins die Performance in eine unangreifbare Situation als kritiklose Elitekunst beförderte, entwarf die KünstlerInnengruppe ein erweiterndes Konzept, das inhaltliche Fragestellungen aufgriff.

 

Jen Ray stellt häufig archetypische Amazonen in ihren Zeichnungen dar. Die Verbindung von körperlicher Schönheit, Überlegenheit mit gewaltsamen Gestus ist ein wiederkehrendes Bild in ihren Arbeiten.

 

In Hinsicht auf den um sie produzierten Diskurs fragte sich die KünstlerInnengruppe, inwiefern diese Vorstellung emanzipatorisch oder "stark" ist. Welche Form von Gewalt ist als legitimes Mittel zur Ermächtigung anzusehen und welche Machtstrukturen werden suggeriert? Gemeinsam entwickelten die KünstlerInnen ein subtiles Konzept, dass die eigentliche Performance nicht behinderte und alternative Formen von "Stärke" vorschlug. Obwohl durch Gerüchte die Performance aufgrund von Angst vor einer "Gegenperformance" vorverlegt wurde, konnte das Konzept realisiert werden.

 

Konzept:

 

Ein rhythmisch wippender Frauenchor steht im vernebelten Hintergrund der Frontperformerin, die ein Lied der Hardcoreband Black Flag performt. Sie ist unter ihrem Netzkostüm nackt. Der Frauenchor schreit beim Refrain die Zeilen "Annihilate, annihilate, All week long" mit.

 

Beim Einsetzen des ersten Refrains legen sich die ca. 20 Performerinnen auf den Boden. Zuvor haben sie sich weiträumig im Publikum verteilt, so dass sie so am Boden ein Netz oder eine Wabenstruktur formen können. In kleinen Inseln werden so Grüppchen des Publikums zusammengepfercht.

 

Nach Beendigung der Hauptperformance liegen die PerformerInnen von "I NEED TO LAY" noch einige Zeit auf dem Boden, bis sie sich in einer Kettenreaktion gegenseitig aufhelfen.

Amelie Jakubek

Jaydn Hubrecht

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